ERZÄHLSTATION 20
Worringer Aue
Koordinaten: 51° 03‘ 53‘‘N; 6° 52‘ 31‘‘O
WOVON ERZÄHLT DIESER ORT?
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Von der Umgestaltung der Aue zu größerer Naturnähe
Erzählstation Worringer Aue
Aufnahme vom 23. Juli 2018
Die Erzählstation gibt einen Überblick über den ökologischen Umbau in einem Teil der Worringer Aue, die seit 1991 als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.
Worringer Aue am Werthweg 1998
Worringer Aue am Werthweg 2016
2007 bis 2009 wurden 18 ha des Naturschutzgebietes Worringer Aue mit Mitteln der HGK umgestaltet. Acker und Weide (Luftbild von 1998) wurden
zu einer strukturreichen revitalisierten Aue (Luftbild von 2016) mit unterschiedlichen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen (Artikel BLÜHENDE AUE).
Karte
Wesentliche Elemente des Maßnahmeplanes sind in der Karte (oben) festgehalten. Die wichtigsten Änderungen waren:
- Ausweitung des Frohnweihers
als Flutmulde mit nach Osten sanft ansteigender Böschung - Anlage von 2 Flutmulden
auf beiden Seiten des Werthweges als wechselfeuchte Biotope im Mittelwasserniveau - Anpflanzungen
10.400 Gehölze und Sträucher
275 Bäume (Baumreihen, Solitärbäume, Kopfbäume) - Nutzungsänderung
Dauergrünland mit extensiver Mahd und Schafweide
Die Maßnahmen im Einzelnen:
Maßnahme Ausweitung des Frohnweihers
Ausweitungsbereich des Frohnweihers
Aufnahme vom 17. September 2018 bei 122 cm Kölner Pegel
Der Frohnweiher wurde als Flutmulde mit nach Osten sanft ansteigender Böschung ausgeweitet und eingezäunt (Bild oben). Die Flutmulde mit Kräutern, Gräsern und Weidenbüschen ist umrahmt von einer Hochstaudenflur. Solitärbäume und eine Baumreihe erhöhen die strukturelle Vielfalt.
Schafe in der Hochstaudenflur beim Frohnweiher
Aufnahme vom 19. Juli 2017
Die gelegentliche Beweidung mit Schafen (Bild oben) hält die Vegetation kurz und reduziert das Aufkommen der Brennessel.
Ausweitungsbereich des Frohnweihers
Aufnahme vom 10. Januar 2012 bei 690 cm Kölner Pegel
Bei Hochwasser bleibt die Flutmulde länger geflutet, hat zunächst noch eine Verbindung zur Pletschbachmündung und ermöglicht Fischen das Ablaichen an den Pflanzenstängeln von Hochstaudenflur und Flutmulde.
Maßnahme Anlage von 2 Flutmulden
Neu angelegte Flutmulde am Werthweg (Nordseite)
Aufnahme vom 13. Mai 2011 bei 120 cm Kölner Pegel
Neu angelegte Flutmulde am Werthweg (Nordseite)
Aufnahme vom 22. Juli 2012
Zwei weitere Flutmulden wurden näher zum Rhein auf beiden Seiten des Werthweges durch Vertiefung eines natürlichen Armes angelegt. Die nördliche Flutmulde (Bilder oben) hat über die Pletschbachmündung und den alten Worringer Hafen Verbindung zum Rhein, entspricht also einem nicht abgeschnürten Altarm.
Trockenrisse im Bett der Flutmulde zum Worringer Hafen
Aufnahme vom 8. August 2018 Kölner Pegel 116 cm
Bei länger anhaltendem Niedrigwasserstand trocknet die Flutmulde vollständig aus (Bild oben).
Flutmulden am Werthweg
Aufnahme vom 3. Juni 2013 bei 717 cm Kölner Pegel
An der Südseite des Werthweges wurde eine Flutmulde geschaffen, die bei ansteigendem Hochwasser (etwa ab 710 cm Kölner Pegel) von Norden über die neu gestaltete Mulde geflutet wird (Bild oben).
Flutmulden am Werthweg
Aufnahme vom 21. Februar 2018 bei 690 cm Kölner Pegel
Sinkt der Wasserstand wieder, bleibt das Wasser dank der Abdämmung durch den Werthweg in der südlichen Mulde erhalten (Bild oben).
Südliche Flutmulde am Werthweg
Aufnahme vom 10. Januar 2012 bei 690 cm Kölner Pegel
Der Wasserhaushalt der Flutmulde entspricht somit dem eines Altwassers, das nur noch bei Hochwasser vom Rhein beeinflusst wird (Bild oben).
Südliche Flutmulde am Werthweg
Aufnahme vom 10. Oktober2018 bei 110 cm Kölner Pegel
Die Flutmulde wurde in feinkörnigen Hochflutablagerungen des Rheines angelegt. Sie verliert dadurch kaum Wasser durch Versickerung. Der Wasserspiegel sinkt zwar durch Verdunstung, aber selbst nach Monaten der Trockenheit ist noch ein Stillwasser für Tier- und Pflanzenwelt vorhanden (Bild oben).
Maßnahme Anpflanzungen
Auf den Bildern von der Flutmulde südlich des Werthweges erkennt man rechts eine Reihe von Bäumen, die als Kopfbäume geplant waren.
Kopfbäume nördlich des Werthweges, Westrand der Flutmulde
Aufnahme vom 15. Oktober 2017
Mit den in Reihen angepflanzten Kopfbäumen (Bild oben) soll ein charakteristisches historisches Kulturlandschaftselement der niederrheinischen Landschaft mit seinen wichtigen ökologischen Funktionen neu entstehen.
Kopfweidenreihe in der Rheinaue nördlich von Kaiserswerth
Aufnahme vom 28. November 2010
Kopfbäume bildeten sich, wenn bei einem Stammdurchmesser zwischen fünf und zehn Zentimetern in einer Höhe von ein bis drei Metern der Stamm abgeschlagen wurde. Damit wurde das Höhenwachstum gestoppt und ein Neuaustrieb mit vielen Schösslingen gefördert. Die Triebe wurden je nach vorgesehener Nutzung immer wieder geschlagen, so dass sich auf dem langsam dicker werdenen Stamm die Austriebstelle kopfartig verbreiterte. Vor allem Weiden (Bild oben), aber auch Eschen und Eichen wurden als Kopfbäume betrieben. Der Schnitt diente der Gewinnung von Brennholz, Bau- und Flechtmaterial, Viehfutter oder Stalleinstreu.
Kopfweiden in der Rhein/Siegaue bei Bonn-Schwarzrheindorf
Aufnahme vom 29. März 2012
Die historischen Nutzungsformen sind weitgehend aufgegeben. Heute sind Kopfbäume von Bedeutung als markante Kulturlandschaftselemente und als ökologisch wertvolle Lebensräume. Vor allem alte Bäume (Bild oben) bieten mit ihrem hohen Anteil an Totholz und Aushöhlungen Brutplätze für Steinkauz und andere Höhlenbrüter, bieten Deckung für viele nachtaktive Säugetiere und zählen zu den insektenreichsten Pflanzen Mitteleuropas.
Blick vom Damm auf die renaturierte Aue
Aufnahme vom 13. Januar 2018 bei 584 cm Kölner Pegel
Vom Damm sieht man die Baumreihen und Baumgruppen, die neu angelegt sind. Hinzu kommen über 1 000 Gehölze und Sträucher, vor allem an den Rändern der Flutmulden. Im Muldentiefsten wurden regionaltypische Wasser- und Sumpfpflanzen eingesetzt.
Maßnahme Nutzungsänderungen
Das Bild zeigt auch das durch Einsaat zu einer artenreichen Glatthaferwiese überführte ehemalige Ackerland. Es wird als Dauergrünland mit extensiver Mahd und als Schafweide genutzt.
Blühstreifen in der Glatthaferwiese
Aufnahme vom 19. Juli 2017
Für den Artenreichtum wurden zudem Blühstreifen (Bild oben) angelegt. Die Wiese wurde umgebrochen und Mulchsaat aufgebracht, die aus einem vergleichbaren artenreichen Auenbereich gewonnen wurde. Ein Teil der nun vorkommenden Blütenpflanzen ist in dem Artikel BLÜHENDE AUE dargestellt.
Beweidung mit Schafen zwischen Fluss und Renaturierungsfläche
Aufnahme vom 7. August 2013
Die Beweidung mit Schafen geht bei Niedrigwasser bis ans sandig-kiesige Ufer.
Durch die Schafe werden aufkommende Weidenbüsche dezimiert. Gras und Kräuter werden kurz gehalten. Dies erleichtert manchem Bodenbrüter, aber auch dem Star und dem selten gewordenen Steinkauz die Nahrungssuche.
Zur Orientierung
Ausschnitt aus der digitalen topographischen Karte 1 :25 000
Karten- und Luftbildnachweise:
Bildschirmfotos ("screenshots") aus https://www.tim-online.nrw.de
Rechteinhaber und Bereitsteller: Land NRW2017/2018
www.govdata.de/dl-de/by-2-0
Daten bearbeitet: Reinhard Zeese/Brühl